Autorenportrait
Ich kam am 13.05.1972, fünf Minuten vor Muttertag, auf die Welt. Ob ich ein Geschenk für meine liebe Mutter war, vermag ich zu bezweifeln, auf jeden Fall verhinderte ich ihren Schlaf in dieser Nacht. Ich lebe und lebte seit jeher in Gladbeck und diese Stadt, gelegen im nördlichen Ruhrgebiet, hat es mir angetan. Ich weiß, was sie jetzt denken: Gladbeck ist die Stadt der Geiselgangster und Verbrecher. Doch täuschen Sie sich nicht.
Schon im frühen Schulalter schrieb ich Geschichten und Gedichte. Meine Eltern sahen in mir immer den verschrobenen und eigenartigen kleinen Kerl, meine Mutter glaubte an mich und prophezeite mir schon früh eine Laufbahn als Schriftsteller. Anfangs schrieb ich über unseren Wellensittich oder die Meerschweinchen, dann und wann auch über mythische Dinge und Begebenheiten. Meine Klassenkameraden in der Grundschule nahmen mich nicht allzu ernst und belächelten mich.
Meine schreiberischen Talente behielt ich hingegen auch, als ich auf die Hauptschule kam. Ich zeichnete Comics (mit mäßiger Qualität und wenig Können) und schrieb weiter. Ich verfasste das eine oder andere Buch, ohne jedoch je eines davon fertiggestellt zu haben. Meine Schulkameraden lasen es gerne und interessiert. Meistens schrieb ich im Genre Horror. Einmal schrieb ich für eine Freundin einen Roman mit teils autobiografischem, teils völlig kitschigem Bezug. Es brachte mir meine erste Erfahrung in Sachen Sex ein.
Als ich später auf die Handelsschule kam, schrieb ich weiter, nach wie vor im Horrorgenre. Mein Deutschlehrer, Herr Söding (Gott habe ihn selig), brachte mir die Weltliteratur nahe: Nietzsche, Goethe, Hesse oder Rillke. Ich las die Klassiker. Als Abschlussarbeit in Religion (Thema: Erwachsenwerden) schrieb ich eine sechzehnseitige Kurzgeschichte. Ich glaube, mein Lehrer las sie noch nicht einmal, er gab sie mir unkommentiert zurück (vielleicht war er auch einfach nur überfordert von diesem Fantasywerk).
Das war auch die Zeit, als ich das Rollenspiel für mich entdeckte. Für einen fantasiereichen Menschen wie mich war das eine tolle Art, sich künstlerisch auszudrücken. Ich schrieb viele Abenteuer und ganze Spielsysteme selbst.
Nach der weiterführenden Schule schlief mein Talent für eine längere Zeit ein. Ich schrieb kaum noch und begann meine erste Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellter. Völlig desillusioniert und mit Schimpf und Schande brach ich sie nach zehn Monaten ab. Manche Arbeitgeber sind echt fiese Zeitgenossen. Vielleicht bin ich aber auch nur eine riesige Trümmerlotte???
Mein Weg führte mich zur Bundeswehr. Ich verpflichtete mich für zwei Jahre, doch wurde auch hier nicht glücklich. Das einzig Gute an dieser Zeit war, dass ich wieder viel Zeit zum Schreiben hatte. Doch auch jetzt brachte ich kein Werk zu Ende. Als ich aus dem Dienst ausschied sagte ein Oberfeldwebel zu mir: „Es gibt bestimmt einen anderen, einen besser passenden Job für mich als Soldat ..." Also doch eine Trümmerlotte???
Als ich meine zweite Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten machte, hielt ich durch und brachte es auf einen mäßigen Abschluss. Ich schrieb jetzt meine ersten Kurzromane im Horrorgenre a la H. P. Lovecraft und beendete diese auch. In meinem Bekanntenkreis waren sie gerne gelesen und ich erntete die ersten positiven Rückmeldungen. Diese trieben mich weiter an und ich schrieb die ersten Romane.
Als ich (mehr unfreiwillig) den Job wechseln musste, wurde ich Teamassistent (für Menschen, die es einfacher mögen: auch Sekretär) im öffentlichen Dienst.
Dann lernte ich Klaus Schmeing, seines Zeichens ebenfalls Autor, kennen. Er brachte mir das Kurzgeschichtenschreiben näher. Ich meldete mich auf einer Autorenplattform im Internet an und rezensierte und wurde rezensiert. Noch schrieb ich düster und dunkel, mythisch und geheimnisvoll. Ich hatte bald meine ersten Lesungen und ich merkte schnell, dass meine Stories ankamen. Nur mein Vortrag war verheerend. Also doch eine Trümmerlotte???
Als ich Harry Michael Liedtke über den Weg lief, seines Zeichens Autor und Veranstalter, brach ein neues Zeitalter an. Harry schrieb satirische Kurzgeschichten und leitete eine Bühne in Gladbeck. Er warf mich ins kalte Wasser und ließ mich vor Publikum lesen. Bald schon merkte ich, dass die Menschen satirisches Zeug mehr mochten und sich darüber freuten. Und diese Freude trieb mich fortan an, frohe und bitterböse Literatur zu verzapfen. Harry war auch derjenige, der mich zu meinem jetzigen Verlag vermittelte: dem Edition Paashaas-Verlag aus Hattingen. Hier erschien auch 2015 mein erstes eigenes Werk: Bittersüß – Satirisches Zeug. 27 liebevoll, boshafte Kurzgeschichten über den Wahnsinn des Alltags und die Marotten der Menschen.
Und hier bin ich nun und stelle mich vor.
Ich hoffe, ich habe Sie nicht allzu gelangweilt bei meinem Rückblick über vier Jahrzehnte Schaffen und Leben.
Es grüßt mit bittersüßem Lächeln
Ihr Marcus Watolla